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Vernetzte Quartiere für den Zukunftsraum Wolfsburg

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Vernetzte Quartiere im Südosten der Stadt Wolfsburg
© TU Braunschweig, Institut für Gebäude- und Solartechnik (IGS)
In diesem Projekt wird modellhaft die Umsetzung energetischer Quartierskonzepte in systemisch vernetzten Quartieren erforscht. Für die dazu notwendige Konversion der städtischen und technischen Infrastrukturen sollen maßgebliche Technologien im Bereich Energieeffizienz, regenerative Energieerzeugung und Vernetzung in integralen Planungsprozessen berücksichtigt werden. Durch die übergreifende konzeptionelle Bearbeitung der Quartiere und ihrer infrastrukturellen Verknüpfung wird ein Maßstabssprung bei der Realisierung nachhaltiger Konzepte im urbanen Raum vollzogen. Das Projekt bringt dazu unterschiedlichste Akteure im Berich der Stadtentwicklung, Stadplanung sowie der Planung technischer Infratsruktur zusammen. Ziel ist es, die einzelnen Projekte frühzeitig in laufende Stadtplanungsprozesse zu überführen.
Siedlungssteckbrief
Projektstatus | ![]() |
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Standort der Kommune | Wolfsburg, 38440 Hellwinkel Ost, Steimker Gärten, Nordsteimke-Hehlingen, Niedersachsen |
Kommune in Zahlen | 204 km², 125.830 Einwohner (31.03.2016) |
Siedlungstyp | Zeilenbebauung mittlerer Dichte, Hochhaussiedlung, Rand- oder Blockbebauung in Citynähe, Citybebauung Wohnen und Gewerbe |
Nutzungstyp | Reines Wohnen / Mischgebiete |
Geplante Fläche Neubaugebiet Hellwinkel | 11 ha |
Geplante Fläche Neubaugebiet Steimker Gärten | 22 ha |
Geplante Fläche Neubaugebiet Nordsteimke | 150 ha |
Geplante Wohneinheiten Hellwinkel | bis zu 750 WE (68 WE/ha) |
Geplante Wohneinheiten Steimker Gärten | bis zu 1.250 WE (57 WE/ha) |
Geplante Wohneinheiten Nordsteimke | ca. 2.500 WE (17 WE/ha) |
Projektthemen |
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Projektbeschreibung
Wolfsburg ist laut Prognos-Studie (Prognos Zukunftsatlas 2013) eine der dynamischsten Städte Deutschlands mit hohen Zukunftschancen. Aufgrund der positiven Entwicklung zieht es Menschen aus der ganzen Welt nach Wolfsburg. Das knappe Wohnungsangebot, und damit verbunden unter anderem über 75.000 Einpendler am Tag, stellen die Stadt jedoch vor enorme Herausforderungen. Aus diesem Grund sollen im Rahmen eines langfristig angelegten Programms der Stadt Wolfsburg, dem "Wohnen & Bauen Masterplan 2020", in den nächsten Jahren etappenweise mindestens 6.000 Wohneinheiten innerhalb der heutigen Stadtgrenzen geschaffen werden.
Die Kommune
Die Energieversorgung Wolfsburgs ist seit Gründung der Stadt eng mit der Energieerzeugung für das Volkswagenwerk verbunden. Daraus ergeben sich gleichzeitig Einschränkungen im Handlungsspielraum der Stadt aber auch Vorteile durch eine primärenergiegünstige Fernwärmeversorgung durch industrielle Abwärme. 2009 wurde für Wolfsburg ein „CO2-Bilanz und –Minderungskonzept“ beschlossen, verbunden mit der Zielsetzung einer Minderung der CO2-Emissionen um 20 % bis zum Jahr 2020, bezogen auf die Emissionen im Basisjahr 2000. Im Rahmen dieser Zielsetzung ist Wolfsburg engagiert im Konvent der Bürgermeister Europäischer Städte für Klima und Energie. Um den Aufbau von technischen und wirtschaftlichen Kompetenzen in der Region zu fördern wurde 2009 die Wolfsburger Energieagentur gegründet.
Zielsetzungen des Masterplans 2020
Die Stadtverwaltung will mit dem Masterplan 2020 zukunftsorientierte Pilotprojekte mit einer ganzheitlichen Zielsetzung und ambitionierten Ansprüchen im Bereich Klimaschutz realisieren. Der Masterplan sieht die größten Entwicklungspotenziale im Osten des Stadtgebiets. Dort sollen etwa 4.000 der 6.000 avisierten Wohneinheiten in drei neuen Wohnquartieren entstehen: Hellwinkel Ost, Steimker Gärten und Nordsteimke-Hehlingen bilden einen großräumigen Lückenschluss zwischen den Bestandsgebieten Hellwinkel, Reislingen und Nordsteimke. Konkret heißt das:
- Schaffung eines neuen Umland-Schwerpunktes im südöstlichen Stadtgebiet
- Reduzierung der Pendlerströme und Änderung des Mobilitätsverhaltens
- Schaffung eines breiteren, zeitgemäßen Spektrums an Wohnformen
- Stärkung von Stadtstrukturen und Entwicklung von Urbanität und Nachbarschaften
- Arrondierung bestehender Stadtteile
- Entwicklung neuer Quartiere im Wolfsburger Osten
- Realisierung innerstädtischer Entwicklungspotenziale.
Forschungsprojekt "Vernetzte Quartiere"
Ausgehend vom Masterplan der Stadt Wolfsburg zielt das Forschungsprojekt auf die Umsetzung zukunftsweisender Pilotprojekte in Form systemisch vernetzter Quartiere. Für die dazu notwendige Konversion der städtischen und technischen Infrastrukturen sollen maßgebliche Technologien im Bereich Energieeffizienz, regenerative Energieerzeugung und Vernetzung in integralen Planungsprozessen berücksichtigt werden. Verschiedene Varianten für Quartiersenergiekonzepte werden durch das Institut für Gebäude- und Solartechnik der TU Braunschweig erarbeitet. Aufgrund der gemeinsamen Betrachtung räumlich aneinander angrenzender Quartiersprojekte ergeben sich Möglichkeiten, die bei separater Betrachtung ausscheiden (Cluster-Ansatz). Durch die übergreifende Bearbeitung der Quartiere und ihrer infrastrukturellen Verknüpfung wird zudem ein Maßstabssprung bei der Realisierung nachhaltiger Konzepte im urbanen Raum vollzogen.
Und: Die Betrachtung der Gebiete im Cluster soll die Synergien aus den verschiedenen Aktivitäten erschließen und für den Gesamtprozess nutzen. Das Projekt bringt die maßgeblichen Akteure für die Stadtentwicklung - Stadtverwaltung, Versorgungsunternehmen, Wohnbaugesellschaften, den ansässigen Großkonzern VOLKSWAGEN und die Tochterunternehmen Wolfsburg AG und Wolfsburger Energieagentur zusammen, um die einzelnen Projekte frühzeitig in einen zielgerichteten und großräumigen Stadtplanungsprozess zu überführen. Er soll eine energetische Transformation der Stadt insgesamt auslösen. Die Entwicklung von Quartierskonzepten mittels innovativer Technologien steht dabei im Vordergrund.
Konzeption, Ziele
Im Projekt soll untersucht und bewertet werden, welche technischen Komponenten und Schnittstellen für Bausteine eines Smart Grids auf verschiedenen Maßstabsebenen (Gebäude, Block, Quartier) erforderlich sind. Die zu erarbeitenden Konzepte werden mit den Zielen des übergeordneten Energiekonzepts abgeglichen und hinsichtlich ihrer Umsetzung schrittweise optimiert. Intelligente Gebäude sollen in ihrer Funktion Verbraucher, Energieerzeuger und -speicher sowie Dienstleister für ein stabiles Versorgungsnetz werden. Die Anforderungen aus Sicht der Versorgungsnetze werden aufgegriffen und weiterentwickelt.
Erneuerbare Energien stehen häufig volatil zur Verfügung, sodass Speicherkapazitäten und Netzdienstleistung an Bedeutung gewinnen. Gebäude werden damit konzeptabhängig vom Energieverbraucher zum Energieerzeuger und Dienstleister. Zusätzlich spielt der Aspekt der Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit eine entscheidende Rolle. Die Bausteine eines Quartiers erhalten damit eine besondere Bedeutung, weil sie in ihrem Gefüge und anteiliger Zusammensetzung gegenseitig Synergien erschließen können.
Transfer in die Planungspraxis
Wichtig ist es, die im Forschungsprojekt entwickelten Einzelkonzepte in die laufenden Stadtplanungsprozesse der Stadt Wolfsburg zu integrieren. Dazu wurden vier thematisch ausgerichtete Arbeitskreise gebildet, die die Konzepte und Untersuchungen ressortübergreifend mit den maßgeblichen Wolfsburger Akteuren diskutieren. Für Nordsteimke-Hehlingen findet die Entwicklung von Energiekonzepten, Szenarien und Entscheidungsgrundlagen für die Stadt begleitend zur Rahmenplanung statt. Die Stadtverwaltung selbst plant, energetische Anforderungen in Bebauungsplänen oder städtebaulichen Verträgen zu verankern. Auch die spätere Umsetzung der Neubauprojekte soll von den Forschern laufend begleitet und schließlich evaluiert werden. Ein Ziel des Projekts ist es, dafür geeignete Monitoring- und Feedback-Konzepte vorzubereiten.
Evaluierung, Energie- und Qualitätsmanagement
Für die projektbegleitende Evaluierung soll neben den Monitoring-Konzepten ein Werkzeug für das Energie- und Qualitätsmanagement im Betrieb entwickelt werden. Denn die angestrebten Gebäude- und Versorgungskonzepte stellen hohe Anforderungen an die technische Umsetzung. Folgende Aktivitäten sind geplant:
- Entwicklung von Leistungsbildern für das Energie- und Qualitätsmanagement in den verschiedenen Leistungsphasen
- Festlegung standardisierter Systemkonzepte und der zugehörigen Soll-/Istwerte, Prüfmethoden und Feedback-Möglichkeiten
- Festlegung von Bilanzgrenzen auf Gebäude- und Quartiersebene
- Fahrpläne für die Implementierung von Technik und Prozessen in der Umsetzungsphase, einschließlich notwendiger Vergabeprozesse
- Konzept für ein technisch-wirtschaftliches Meta-Monitoring zum Energie- und Qualitätsmanagement
- Prognose von Kosten und Einsparpotenzialen für das Energie- und Qualitätsmanagement als Grundlage einer Wirtschaftlichkeitsberechnung.
Zeitplan 2016
- Quartier Hellwinkel: Beginn der Erschließung ab 2. Quartal 2016
- Quartier Steimker Gärten: Beginn der Erschließung ab 2. Quartal 2016
- Quartier Nordsteimke-Hehlingen: Städtebaulicher Rahmenplan bis 4. Quartal 2016.