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Niedrigenergie-Quartiersentwicklung Bürgerheim Biberach

Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines gemischt genutzten Quartiers mit dem Schwerpunkt "Wohnen für ältere Menschen". Dabei sollen innovative Technologien eingesetzt werden, um eine Null-Heizenergiebilanz zu erreichen.
Siedlungssteckbrief
Projektstatus | ![]() |
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Standort der Kommune | 88400 Biberach an der Riß, Baden-Württemberg |
Kommune in Zahlen | ca. 30.000 Einwohner |
Träger | Der Hospital Biberach – Gemeinnützige Stiftung des öffentlichen Rechts |
Siedlungstyp | gemischt |
Nutzungstyp | Mischgebiet mit Schwerpunkt Altenwohnungen |
Gebäude | 10 |
Beheizte NGF | ca. 17.500 m² |
Fläche Wohnen/Heim vorher | 8647,5 m² |
Fläche Schule/KiTa vorher | 3235,8 m² |
Sonstige Nutzung vorher | 5640,3 m² |
Zahl der Wohneinheiten vorher | 72 |
Zahl stat. Pflegeplätze vorher | 158 |
Zahl der Arbeitsplätze vorher | 267 |
Heizungssysteme | vorher Nahwärmesystem mit 2 Gas-Niedertemperaturkesseln nachher Nahwärmesystem mit Hackschnitzelheizung, Grundlast über Holz-KWK (noch zu untersuchen), Spitzenlast über Gaskessel |
Eigentumsverhältnisse | Alle Gebäude im Besitz des Trägers |
Projektthemen |
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Projektbeschreibung
Die Kommune
Die Stadt Biberach ist seit 1993 Mitglied im Klimabündnis europäischer Städte (www.klimabuendnis.org). Seit 1996 erfolgt die regelmäßige monatliche Erfassung und Kontrolle der städtischen Energieverbrauche. Seit 1998 wird ein städtisches Förderprogramm "Umweltschutz" mit den Schwerpunkten "Thermische Solarenergie" und "Wärmedämmung im Altbau" angeboten. Energieberichte wurden 1999, 2000 und 2010 erstellt. Seit 2007 wird das Gebäudemanagement mit kommunalem Energiemanagement betrieben; und seit 2010 nimmt die StadtBiberach auch am European Energy Award zusammen mit der e.wa riss teil.
Status quo der Siedlung
Das Bürgerheim Biberach (BB) ist eine Einrichtung der 800 Jahre alten Stiftung „Der Hospital Biberach – Hospital zum Heiligen Geist“. Die Stiftung hat als eigenständige Rechtspersönlichkeit öffentlich-rechtlichen Charakter und wird kommunal verwaltet. Auf dem Areal des Bürgerheims befinden sich heute 11 Gebäude mit Nutzung als Altenpflegeheime, Altenwohnungen, Einrichtungen zur Tagesbetreuung, Kindergarten, Schule und Verwaltung. Das Gebäudealter differiert zwischen 5 und ca. 140 Jahren, ebenso ist die energetische Qualität der Gebäude höchst unterschiedlich. Die Wärmeversorgung erfolgt über ein Nahwärmenetz mit zwei Niedertemperatur-Gaskesseln im zentralen Gebäude 1.
Alterstruktur der Gebäude
- Gebäude 1, "Haus 1", Pflegeheim und zentrale Dienste, Bj. 1971, beheizte NGF: 4588,1 m²
- Gebäude 2, "AWH", Altenwohnheim, Bj. 1989 beheizte NGF: 2749,6 m²
- Gebäude 3, "BAW", Betreute Altenwohnungen, Bj. 1992 beheizte NGF: 1913,8 m²
- Gebäude 4, "Roter Bau", Leerstand, Bj. 1866, beheizte NGF: 1713,6 m²
- Gebäude 5, "Haus 4", Kindertagesstätte, Bj. 1980, beheizte NGF: 1327,5 m²
- Gebäude 6, "Haus 4", Psychiatrie, Ambulanz, Bj. 1952 beheizte NGF: 714,2 m²
- Gebäude 7, "Haus 2", Pflegeheim, Bj. 1922, beheizte NGF: 1908,5 m²
- Gebäude 8, "Haus 3", Gästehaus, Wohnung, Bj. 1919, beheizte NGF: 502,6 m²
- Gebäude 17, Grundschule, Bj. 2007, beheizte NGF: 1908,3 m²
- Gebäude 18, Mehrfamilienhaus, Bj. 1960, beheizte NGF: 197,8 m².
Das Projekt
Das Biberacher Bürgerheim-Areal ist besonders geprägt durch einen hohen Anteil von Wohnen und Sozialeinrichtungen für ältere Menschen. Im kommunalen Gefüge besitzen die Einrichtungen eine hohe Bedeutung und genießen dementsprechend hohe Aufmerksamkeit. Eine modellhafte zukunftsweisende Quartiersentwicklung wird in Biberach, aber sicher auch regional und überregional bei anderen größeren Heimen und Anstalten, in Krankenhaus- und Klinikkomplexen und sozialen Einrichtungen starke Beachtung finden.
Alle Demoskopen sind sich einig, dass der Anteil alter Menschen in Zukunft mehr und mehr ansteigen wird, die „Generation 100“ ist laut aktuellen Medienberichten schon geboren. Altenheime und Altenzentren mit gemischter Nutzung entstehen bzw. vergrößern sich mehr und mehr. Sie lassen den zunehmenden Anteil älterer und alter Menschen weiter am öffentlichen Leben teilhaben, und verbannen sie nicht in „Alten-Ghettos“. Diese Quartiere stellen eine zunehmend wichtige Bauaufgabe dar, für die auch zukunftsfähige Energiesysteme konzipiert, pilothaft umgesetzt und verbreitet werden müssen. Die breit angelegte Nutzungsmischung aus Wohnen, Heimen, Büros, Schule, Betreuung und die für innerstädtische Quartiere typische Entwicklung aus Abriss, Sanierung und Neubau macht das Vorhaben weiterhin gut übertragbar für viele weitere kleine bis mittlere Nahwärmesysteme gemischter Nutzung und deren effiziente energetische Entwicklung.
Folgende expliziten Projektziele werden verfolgt:
- Bedarfsseitige Optimierung, d.h. möglichst weitgehende Verringerung des Wärme- und Stromverbrauch der Gebäude im Projektgebiet
- Primärenergetisch und exergetisch optimiertes Versorgungssystem
- Hocheffiziente Wärmeversorgung unter Beachtung exergetischer Optimierung, Integration regenerativer Energien
- Intensive Untersuchung der Möglichkeiten und Risiken einer Kraft-Wärme-Kopplung mit Holz als Energieträger
- Reduzierung Primärenergieeinsatz und CO2-Emissionen um deutlich mehr als 50 %
- Neben innovationsorientierter Technologie auch großes Gewicht auf Nutzerinformation und -motivation
- Integraler Planungsprozess
- Anwendung innovativer Planungswerkzeuge
- Hohes Weiterverwertungs- und Multiplikationspotenzial.
Im Jahr 2009 wurde ein vorläufiges Energiekonzept erstellt, das dem Modellvorhaben als vorläufige Ausgangsbasis diente. Mehrere städtebauliche und gebäudebezogene Architekturwettbewerbe sicherten und sichern weiterhin die Qualität der Planung. Das EnEff:Stadt-Modellvorhaben (Phase 1, Konzept) soll bis Ende des Jahres 2012, eine abgesicherte Planungsgrundlage für eine energieoptimierte und nachhaltige Weiterentwicklung des Bürgerheim-Areals erbringen.
Realisierung
In der rund zweijährigen Beantragungsphase des EnEff:Stadt-Modellvorhabens wurde 2010 bereits ein Neubau für Altenwohnungen mit hohem energetischen Standard und Perspektive in Richtung EnEff:Stadt Optimierung errichtet. Kurz nach Beginn der Projektlaufzeit begann die derzeit laufende Sanierung des zentralen Gebäude 1 zum KfW-55 Gebäude.
Evaluierung
Ein Monitoring System für den Zielzustand wird von der Hochschule Biberach, Prof. Koenigsdorff entwickelt. Ebenso stellt die Hochschule Biberach die zur Verfügung stehenden Verbrauchsdaten für den Ist-Zustand auf eine abgesicherte Basis und gibt Empfehlungen für kurzfristige Erweiterungen der zu erfassenden Messgrößen.