Hauptinhalt:
Modellstadt25+ / Lampertheim effizient

Mit dem Vorhaben "Modellstadt 25+" sollen am Beispiel Lampertheim integrierte Konzepte zur wirtschaftlichen Realisierung von Energieeffizienzpotenzialen in kleinen Mittelstädten entwickelt werden. Damit verbundenen sind neue Systemdienstleistungen und Finanzierungsmodelle. Mittels Modellentwicklung und -validierung soll eine Übertragbarkeit auf weitere Mittelstädte gewährleistet werden. Für die Erstellung eines Planungstools werden, ausgehend von der Verbraucherstruktur und prognostizierten Verhalten, alle Medien (Strom, Gas, Wärme, Kälte, Wasser) und deren Infrastrukturen technologieoffen singulär oder auch in beliebiger Kombination aus Einspeisern und Verbrauchern sowie verschiedene Optionen der Eigenerzeugung betrachtet. Im Rahmen der Optimierung werden für definierte Szenarien unter Berücksichtigung der technologischen Realisierbarkeit und der Wirtschaftlichkeit optimale Konzepte für die Energieversorgung iterativ ermittelt. Die optimierten Konzepte zur Strom- und Wärmeversorgung werden als Systemdienstleistungen unter Einbindung von Investoren, Nutzern und Kommunen in Umsetzungspläne mit entsprechenden Finanzierungsmodellen überführt. Die Modellvalidierung erfolgt durch Anwendung der Konzepte auf die Modellstadt Lampertheim.
Siedlungssteckbrief
Projektstatus | ![]() |
---|---|
Standort der Kommune | Stadt Lampertheim, 68623 Lampertheim, Bergstraße, Hessen |
Kommune in Zahlen | 7.230,29 ha; 31.301 Einwohner (Stand: 2008) |
Nutzungstyp | Wohnen, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen |
Erstes Referenzquartier | 106 Gebäude |
Ziel: Gesamtstadt | 6.800 Gebäude |
Altersstruktur | Erstes Referenzquartier umfasst vorwiegend Gebäude aus den 1960er Jahren |
Projektthemen |
|
Projektbeschreibung
Die Kommune
Die Stadt Lampertheim ist mit rund 32.000 Einwohnern ein aufstrebendes Mittelzentrum in Südhessen. Die zentrale Lage im Schnittpunkt europäischer Entwicklungsachsen inmitten der europäischen Metropolregion Rhein-Neckar bietet viele Standortvorteile. Hervorragende Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten stellen zusammen mit bedeutenden Forschungseinrichtungen ein gewichtiges Potenzial in dem mit ca. 2 Millionen Einwohnern siebtgrößten Ballungsraum der Bundesrepublik Deutschland dar. Kurze Verkehrswege zu den in der Nachbarschaft gelegenen Oberzentren (Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg) sowie zum internationalen Flughafen in Frankfurt am Main unterstreichen die günstige geographische Lage.
Lampertheim zeigt eine seit Jahrzehnten kontinuierliche, expansive wirtschaftliche Entwicklung, geprägt von einer Wirtschaftsstruktur insbesondere aus kleinen und mittleren Unternehmen. Neben der hervorragenden Infrastruktur bietet Lampertheim durch die Erschließung von weiteren Randgebieten oder dem Ausbau von bestehenden Wohn-, Industrie- und Gewerbegebieten sehr gute Möglichkeiten für die Ansiedlung weiterer Unternehmen, auch der Großindustrie.
Lampertheim ist seit Jahren bestrebt den Energieverbrauch zu senken und sich für eine nachhaltige städtebauliche und energetische Entwicklung einzusetzen. So hat die Stadt Lampertheim zusammen mit den Städten Viernheim und Lorsch bereits ab Mitte der 1990er Jahre eine gemeinsame Energieinitiative betrieben. Seit 2008 fördert die Stadt zusätzlich energieeffiziente Neubauten im privaten Wohnungsbau. Darüber hinaus werden besonders effiziente Sanierungen von Altbauten und - seit 2013 - Einzelmaßnahmen zur energetischen Gebäudesanierung bezuschusst. Auch bei den städtischen Gebäuden wird auf eine nachhaltige und energiesparende Entwicklung besonderen Wert gelegt, beispielsweise bei dem Bau einer neuen Kindertagesstätte in Passivhausbauweise (Umsetzung 2012).
Neben den städtischen Neubauvorhaben werden auch die Bestandsgebäude der Stadt Lampertheim energetisch saniert und an den aktuellen Stand der Technik angepasst. Hier sind die Umrüstung der Heizungsanlagen von Öl/Gas-Heizungen auf Holzpelletanlagen in der Hans-Pfeiffer-Halle (2011 umgesetzt) und im Technischen Zentrum (2012 umgesetzt) als aktuelle Beispiele zu nennen.
Speziell für das Projekt M25+ wurde eine Projektmitarbeiterin eingestellt.
Projektziele und Maßnahmen
Der Ausbau erneuerbarer Energien, einschließlich der erforderlichen Erzeugungs- und Netzinfrastruktur sowie die Implementierung von Energieeffizienzmaßnahmen, stellen die wichtigsten Säulen zur Umsetzung der Energiewende in Deutschland dar. Gesamtziel des Projektes „Modellstadt25+ / Lampertheim effizient“ ist daher die Entwicklung innovativer, integrierter und übertragbarer Konzepte zur wirtschaftlichen Realisierung von Energieeffizienzpotenzialen in Mittelstädten.
Die technologieoffene und energieträgerübergreifende Analyse und Modellierung mittels Optimierungsansätzen und Szenarien basiert auf einem Bottom-Up Ansatz und beginnt mit der Betrachtung von Technologieoptionen auf Gebäude- und Quartiersebene. Im Laufe des Projekts wird die Perspektive erweitert und ermöglicht dann eine integrierte Bewertung auf gesamtstädtischer Ebene. Entscheidend ist dabei die gekoppelte Betrachtung von Systemen für die Strom-, Wärme- und Gasversorgung, wodurch sich Synergien und neue Technologieoptionen ergeben. Gleichzeitig sollen Aussagen darüber getroffen werden können, welche Investitionen in Anlagen und Energieinfrastrukturen zu bevorzugen sind.
Neben Gebäudehülle und Gebäudetechnik nimmt das Nutzerverhalten eine entscheidende Rolle im Rahmen der Modellierung ein. Das ISB beschäftigt sich daher mit der Entwicklung einer Nutzertypologie, die unterschiedliches Energieverbrauchsverhalten berücksichtigt und versucht Investitionsverhalten von Nutzern zu charakterisieren, um potenzielle, zukünftige Investitionen in energetische Maßnahmen besser abschätzen zu können.
Insgesamt wird für wichtig erachtet, dass Prozesse der energetischen Stadtentwicklung in Mittelstädten von vielen Akteuren getragen und umgesetzt werden.
Das Forschungsvorhaben wird durch das BMWi im Rahmen des 6. Energieforschungsprogramms der Bundesregierung im Förderschwerpunkt „EnEff:Stadt“ bis Juni 2015 gefördert. Projektpartner sind neben der Stadt Lampertheim das Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr der RWTH Aachen (ISB RWTH), das Institut für Hochspannungstechnik der RWTH (IFHT RWTH), die EnergyEffizienz GmbH (Projektleitung) sowie die im Unterauftrag beteiligten Partner ENERGIERIED GmbH & Co. KG und die Trianel GmbH.