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EnEff:Campus: blueMAP TU Braunschweig

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Okerhochhaus und Altgebäude auf dem innenstadtnahen Campus der TU Braunschweig
© TU Braunschweig (IGS)
Der Campus der TU Braunschweig wird Pilotprojekt mit Demonstrationscharakter für die energetische Sanierung innerstädtischer Quartiere. Das Campusprojekt wird von einem interdisziplinär aufgestellten Team aus Architekten und Städteplanern, Maschinenbauingenieuren, Elektrotechnikern u.a. bearbeitet. In den kommenden 2 ½ Jahren wird ein energetischer Masterplan erstellt, mit dem die politischen Teilziele der Bundesregierung zur Energiewende - verdoppelt - vor Ort umgesetzt und Visionen für eine nachhaltige Energieversorgung des Campus bis 2050 entwickelt werden sollen.
Siedlungssteckbrief
Projektstatus | ![]() |
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Standort der Kommune | nordöstliches Stadtgebiet, Universitätsviertel: Nord-, Ost- und Zentralcampus, 38106 Braunschweig, Niedersachsen |
Kommune in Zahlen | 192 km², 243.363 Einwohner (Stadt Braunschweig) |
Träger | Technische Universität Braunschweig |
Siedlungstyp | Universitätscampus |
Nutzungstyp | Instituts- und Verwaltungsgebäude |
Fläche Gebiet Zentral-Campus, Stand 2007 | 613.651 m² |
Bruttogrundfläche nach DIN 277 | 449.247 m² |
Nicht genutzte Nutzflächen | 24.583 m² |
Fläche Wohnen und Aufenthalt | 7.035 m² |
Fläche Büroarbeit | 64.304 m² |
Fläche Produktion, Experimente, Arbeit | 73.699 m² |
Fläche Lagern, Verteilen und Verkaufen | 36.014 m² |
Fläche Bildung, Unterricht und Kultur | 54.709 m² |
Fläche Heilen und Pflegen | 212 m² |
Sonstige Nutzflächen | 23.438 m² |
Fläche betriebstechnische Anlagen | 83.209 m² |
Verkehrsfläche, -erschließung und -sicherung | 28.623 m² |
Altersstruktur | Gebäude aller Baualtersklassen vertreten (historische Gebäude 18./19. Jhd., Gründerzeit, Moderne der 50er Jahre, Funktionsbauten der 60‑70er Jahre, Neubauten) |
Bau- und Sanierungszustand | Gemischt – teils Sanierungsbedarf. |
Heizungssysteme | Wärmenetz, Fernwärme |
Eigentumsverhältnisse | Eigennutzung, Anmietung |
Projektthemen |
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Projektbeschreibung
Die ganzheitliche energiegerechte Sanierung der europäischen Stadt ist ein Schlüsselthema zur Umsetzung der Energiewende in Deutschland. Am Beispiel des innerstädtischen Campus der TU Braunschweig sollen beispielhaft Planungs- und Optimierungsmethoden zur Verbesserung der Energieeffizienz von Stadtquartieren entwickelt und erprobt werden. Um den Anspruch der wissenschaftlichen Einrichtungen bei der Planung und Erarbeitung innovativer Konzepte zu dokumentieren, werden die politisch vorgegebenen Teilziele zum Energiekonzept und zum 6. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung, z.B. für die Reduzierung von CO2 Emissionen bis 2020 verdoppelt und Visionen für eine nachhaltige Energieversorgung des Campus, wie z.B. die langfristige Versorgung mit ausschließlich regenerativen Energien bis 2050, entwickelt. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeit ist dabei auf allen Gebieten eng mit der Lehre verbunden.
Für die Bearbeitung der gesamten Bandbreite der relevanten Themenstellungen für die Entwicklung eines ganzheitlichen energetischen Masterplans bildet die TU Braunschweig ein interdisziplinäres Forschungsteam aus Architekten und Städtebauplanern, Maschinenbauingenieuren, Elektrotechnikern, dem Gebäudemanagement der TU u.a. Auch der lokale Energieversorger ist in die konzeptionelle Planung mit eingebunden. Daneben ist das Campusprojekt blueMAP der TU Braunschweig eng mit regionalen und überregionalen Klimaschutzaktivitäten wie der Modellregion 100% Erneuerbar, dem Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) und der Volkswagen AG vernetzt.
Integraler energetischer Masterplan
Der Campus der TU Braunschweig eignet sich in besonderer Weise als Pilotprojekt: Auf dem Hochschulgelände befinden sich eine Vielzahl typischer Universitätsgebäude mit unterschiedlichen Nutzungen (Vortragsräume, Bibliothek, Mensa, Büro, Labor, Hallenbauten, Verwaltung etc.) und Gebäude aller Baualtersklassen. In der ersten Arbeitsphase des Projekts wird ein ganzheitlicher Masterplan für eine nachhaltige und energetische Optimierung des Campus entwickelt. Dazu wird der Gebäudebestand des Campus in Bezug auf die Teilaspekte Energiebedarf und Energieverbrauch, Städtebau und Mobilität dokumentiert und in einem Energiekatas-ter als Baseline für die weitere Bearbeitung abgebildet. Die TUBS verfügt als eine der ersten Hochschulen in Deutschland über eine umfassende gebäudespezifische, zeitlich hochaufgelöste Erfassung der Energieverbräuche mit Zuordnung zu Flächen, Nutzungen sowie zur zukünftigen Bedarfsentwicklung. Ein zentral eingerichtetes Energiemanagementsystem ermöglicht die Überwachung und Steuerung der gebäudetechnischen Anlagen, die zum Großteil mithilfe von Gebäudeleittechnik in das System integriert sind. Durch gezielte Montage von Zähl- und Messeinrichtungen lassen sich schnell und einfach Teilenergiekennwerte in den Gebäuden ermitteln, um damit die Optimierung der Energieperformance effektiv zu unterstützen.
Durch seine Struktur und Leistungsfähigkeit des Gebäudemanagements bietet der Campus der TU Braunschweig auch die Möglichkeit, die im Forschungsprojekt entwickelten Konzepte zur energetischen Sanierung und zum langfristigen Umbau der Energieversorgung umzusetzen. Ab 2014 sollen auf der Grundlage des Masterplans konkrete Maßnahmen realisiert und durch ein umfassendes Monitoring optimiert und gesichert werden.
Umsetzungsorientierte Planungsphase 2020
Auf Grundlage des Entwicklungsplans 2020 für den Campus soll in Zusammenarbeit mit der Hochschulleitung und weiteren verantwortlichen Institutionen ein konkreter Umsetzungsplan entwickelt werden, der sämtliche technische, finanzielle und administrative Implikationen berücksichtigt. Darüber hinaus werden Szenarien für die langfristige Perspektive 2050 dargestellt. Die Vision 2050 bildet die Basis für ein dauerhaftes „Commitment“ der Hochschule für eine nachhaltige Campusentwicklung.
Details zu Altersstruktur und Gebäudezustand
- 24 Gebäude bis 1915 teils denkmalgeschützt,
- 24 Gebäude 1915-1948,
- 7 Gebäude 1949-1957 Nachkriegsjahre,
- 38 Gebäude 1958-1968 DIN 4108 wirksam,
- 20 Gebäude 1969-1977 DIN 4108 + Ergänzung,
- 5 Gebäude 1978-1983 1. WSchV,
- 8 Gebäude 1984-1994 2. WSchV,
- 6 Gebäude 1995-2001 3. WSchV,
- 3 Gebäude 2002-2006 1. EnEV,
- 2 Gebäude 2007-heute 2. EnEV.
Die Gebäude entsprechen zum großen Teil nicht dem heutigen Stand der Technik.
Die Gebäudehüllen weisen offensichtliche Wärmebrücken sowie Mängel und Schäden auf; zum großen Teil ist eine energetische Ertüchtigung (Aufbringen einer Wärmedämmung, Erneuerung der Fenster, usw.) notwendig. Die Gebäude- bzw. Anlagentechnik (z.B. Lüftungsanlagen) hat zum großen Teil ihre Lebensdauer erreicht oder gar überschritten.
Verwertungsgrundlage
Mit der Erstellung des integralen Masterplans werden Werkzeuge und Methoden für die Bearbeitung der komplexen Themen und Aufgabenstellungen entwickelt und evaluiert. Diese sind so angelegt, dass eine Anpassung an die jeweiligen Rahmenbedingungen erfolgen kann. Damit wird der Masterplan ein flexibel einsetzbares Instrument, das nach Abschluss des Projekts bzw. in den Folgenprojekten weiter genutzt werden kann. Die erarbeiteten Prozesse, Werkzeuge und Methoden zur energetischen Verbesserung von Gebäuden sowie Quartieren sind u.a.:
- Planungswerkzeuge Bauphysik/TGA und Methoden zur Wirtschaftlichkeitsberechnung und Lebenszykluskostenbetrachtung,
- Leitfäden für energieeffiziente Neubauten und Sanierungen,
- Werkzeuge für das Energiemanagement und Betriebsoptimierung,
- Simulationsmodelle zur Abbildung von Entwicklungs- und Sanierungsszenarien,
- Dienstleistungskonzepte (Contracting, PPP etc.),
- Informations- und Kommunikationsstrategien,
- Entwicklung von Finanzierungsmodellen.
Für bereits in Anwendung befindliche Werkzeuge wird im Rahmen des Projekts eine ergänzende Datenerhebung im Hochschulbereich durchgeführt und Erfahrungen abgefragt. Im Ergebnis werden die vorhandenen Optionen und erkennbare Defizite im Bereich der einsetzbaren Methoden und Werkzeuge aufgezeigt und mit den eigenen Werkzeugen verglichen.
Multiplikatoreffekte für deutsche Hochschulstandorte
Mit den Ergebnissen des Projekts "Campussanierung TU Braunschweig" stehen übertragbare Resultate für andere Hochschulstandorte bereit. Zusammen mit den umfangreichen Daten der HIS (Hochschul-Informations-System GmbH) zum deutschen Hochschulbestand werden die Daten aus dem Forschungsprojekt hinsichtlich der projektspezifischen Themen aufbereitet und durch gezielte zusätzliche Erhebungen ergänzt. Ergebnis ist neben dem Masterplan für das Pilotprojekt Braunschweig eine Übersicht über den energiespezifischen Status der deutschen Hochschullandschaft (2010) und eine Prognose für die Entwicklung bis 2020.